Ornatio

Ornatio (Wortschmuck) – Rhetorische Figuren in der Rhetorik

Keine Rede ist interessant und überzeugend, wenn sie nicht wortgewaltig und ausgeschmückt ist. Wortgewaltig bedeutet hier keineswegs, das man ständig große Worte und harte Phrasen bringen muss, sondern vielmehr, dass man seine Aussage anhand von Sinnbildern, passenden Wortgefügen oder einfach dem richtigen Wort an der richtigen Stelle verdeutlicht. Im gleichen Atemzug bedeutet ausgeschmückt nicht, dass die Rede künstlich aufgeblasen werden soll. Wortschmuck ist ein wichtiger Teil der Rhetorik..

Der Redeschmuck, auch Ornatus genannt, bedient sich bestimmter Tropen und Figuren. Der Begriff der Tropen leitet sich vom lateinischen tropoi ab und bedeutet so viel wie „Wendungen“, lässt sich in der praktischen Anwendung aber auch als „Wandlung“ bezeichnen. Hierbei wandelt man die eigentliche Aussage ab und gibt ihr einen anderen Sinn, eine andere Bedeutung. Mit einer Trope beschreibt man nicht den tatsächlichen reinen Fakt, sondern weckt andere Assoziationen des gleichen Inhalts beim Empfänger. Als einfaches Beispiel kann man gleichbedeutende Worte gegeneinander austauschen. Möchte ein Finanzminister für eine Steuererhöhung werben, wird er das Wort vermutlich nicht in den Mund nehmen, da die Bevölkerung bei diesem Wort direkt eine Ablehnungshaltung einnehmen wird. Spricht er dagegen von einer Umverteilung oder Abgabenkorrektur, ist die Chance größer, dass sein Vorschlag akzeptiert wird. Hier hat der Minister eine Trope benutzt.

Unterschied rhetorische Figuren und Tropen

Rhetorische Figuren funktionieren grundlegend auf die gleiche Art und Weise und sind nicht komplett von den Tropen zu trennen. Eine Trope verändert die Aussage anhand eines einzelnen Wortes, wohingegen sich eine rhetorische Figur auf das Wortgefüge bezieht. Der Übergang ist allerdings oft fließend, teilweise werden beide Worte auch im akademischen Betrieb synonym verwendet, obwohl Figuren den Inhalt nicht verändern, sondern nur die Form beschreiben. Da die Verwendung von Tropen aber ebenfalls eine Veränderung der Form bewirkt, kann man sagen, dass jede Trope auch eine Figur ist, aber nicht jede rhetorische Figur automatisch auch eine Trope.

Redeschmuck ist für jede gute Rede elementar und findet in jeder Redegattung Anwendung, in der einen oder anderen Weise. Die Wahl des Ornatus ist abhängig vom Ziel der Rede und der Wirkung, die diese entfalten soll. Eine gut geschmückte Rede ist für den Zuhörer interessant. Wiederholen sich Worte immer wieder oder werden schlicht stichwortartige Fakten vorgetragen, lässt die Aufmerksamkeit des Publikums schnell nach und die erhoffte Wirkung der Rede verpufft. Ist sie abwechslungsreich und bildhaft, kann der Redner das Auditorium in seinen Bann ziehen und dabei nicht nur auf gehobenes Interesse stoßen, sondern nebenbei auch seine Botschaft viel intensiver rüberbringen.
Es existiert keine Anleitung, welche rhetorischen Figuren und Tropen man zu welchem Zweck anwenden sollte. Eine Art Entscheidungsbaum ist nicht möglich, da die Ausformulierung einer Rede jedes Mal neu durch den individuellen Anlass, Zweck, Inhalt und Publikum bestimmt wird. Allerdings kann es nicht schaden, unterschiedliche Kategorien von Tropen zu kennen, um entscheiden zu können, welche Stilmittel für eine geplante Rede relevant sein können und was sie bewirken.

Welche Tropenarten gibt es?

Allegorie

Unter Allegorie versteht man eine Metapher, die sich wie ein roter Faden durch die Rede zieht. Metaphern sind ein gutes Stilmittel, Sachverhalte bildlich und anschaulich darzustellen. Bei einer Allegorie wird die Metapher im Laufe der Rede immer wieder aufgegriffen und kann wie eine Art Rahmen um den Vortrag gelegt werden.
Beispielsweise kann man bei einer Aufsichtsratssitzung eines Unternehmens mit wirtschaftlichen Schwierigkeiten eine Allegorie aus dem Bereich der Seefahrt verwenden, indem man Metaphern wie „stürmische See“, „alle sitzen in einem Boot“ oder „das Schiff wieder auf Kurs bringen“ in seine Rede einbaut. Aber auch abstrakte Ideen können unter den Bereich der Allegorien fallen und zwar dann, wenn diese bildlich verschlüsselt werden. So ist „Mütterchen Russland“ eine abstrakte allegorische Personifizierung oder auch „Vater Staat“ oder „Gevatter Tod“.

Antonomasie

Antonomasie bedeutet „andere Benennung“ und bezeichnet den Ersatz eines Eigennamens durch für das Bezeichnete typische Eigenschaften. Einfache Beispiele wären die Verwendung der Worte „Stadt an der Spree“ oder „Bundeshauptstadt“ anstatt „Berlin“. Jeder weiß bei diesen Formulierungen, was gemeint ist.
Auch auf Menschen lässt sich dieses Stilmittel anwenden und ist besonders im Journalismus ein fester Bestandteil einer jeden Berichterstattung. Spricht man von der „Wade der Nation“ ist Michael Ballack gemeint. Oder „Die Plattitüde“ als Synonym für Mario Mantese. Es muss auch keine konkrete Person sein, Antonomasien lassen sich auf alles anwenden, was man mit einem bestimmten Begriff bezeichnet, so ist lässt sich Gott als „Schöpfer der Welt“ bezeichnen oder man ersetzt „Bundespräsident“ durch „Staatsoberhaupt“.

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Emphase ist ein rhetorisches Stilmittel zum Zweck der Verdeutlichung oder Betonung. Methodisch wird in der Rhetorik hierbei ein Sachverhalt mit einem ungenaueren, weniger definiertem Ausdruck umschrieben. Der Zuhörer wird hier in die Pflicht genommen, die tatsächliche Aussage hinter dem Wort herauszufinden. Was kompliziert klingt, lässt sich einfach anhand von Beispielen erläutern. „Vergiss nicht, dass du ein Mann bist!“ wäre eine derartige Aussage. Das Wort Mann bezieht sich nicht auf die körperliche Definition, sondern zielt auf das große Bild des Mannes ab, dem üblicherweise Stärke, Selbstbewusstsein und Durchsetzungsfähigkeit zugeschrieben werden. Vorgetragen würde das Wort Mann zudem lauter und kerniger ausgesprochen werden als der Rest des Satzes.

Ein anderes Beispiel ist die rhetorische Frage zur Verdeutlichung. „Jeder Mensch hat das Recht, in Freiheit zu leben. Aber was heißt Freiheit?“. Der Zuhörer wird auch hier je nach Kontext der Frage dazu angeregt, über den Freiheitsbegriff nachzudenken, der der eigentlichen Aussage zugrunde liegt.

Epitheton

Epitheton oder auch Epitheton ornans bezeichnet die Verwendung von Zusätzen oder Beiworten und dient dem Ausdruck von Individualisierung, Charakterisierung oder Bewertung von Sachverhalten, Gegenständen oder Personen. Auch versteht man darunter die Verwendung von Attributen, die rein logisch für einen Satz nicht notwendig sind.
Beispielhaft dafür ist die „dunkle Nacht“. Das Attribut ist nicht notwendig, da die Nacht in der Regel immer dunkel ist, jedoch schmückt es den Satz und kann die Gesamtaussage für den Rezipienten lebendiger machen. Auch Beinamen sind Epitheta, wie Alexander „der Große“ oder Bezeichnungen wie Deutschland, „Land der Dichter und Denker“.

Hyperbel

Eine Hyperbel ist ein übersteigerter Ausdruck, eine bildliche Übertreibung. Einfache Beispiele für Hyperbeln wären „Der Hund hatte Augen, größer als sein Kopf“ oder „er lief schneller als ein Blitz“ oder der altbekannte „Bärenhunger“.

Ironie

Ironie bedeutet, das Gegenteil von dem zu sagen, was man denkt oder meint. Dabei ist es wichtig, dass der Zuhörer bemerkt, dass dies der Fall ist, was meist durch bestimmte Mimik, Gestik oder Betonung ausgedrückt wird. Die Verwendung von Ironie als rhetorisches Stilmittel geht meist nicht nur mit einer Faktenbeschreibung einher, sondern vielmehr mit einer Bewertung.

Besonders im schriftlichen Bereich kann Ironie schnell zu Missverständnissen führen, da die Betonung der Worte maßgeblich zur Anzeige von Ironie beitragen. Ein einfaches Beispiel ist die Aussage „ist ja klasse“. Je nach Situation mag die Aussage genau so gemeint sein. Spricht man den Satz dagegen genau so als Reaktion auf eine überbrachte schlechte Nachricht, wird allein durch den Tonfall deutlich, dass das Gegenteil gemeint ist. „Dieser Lottogewinn war wirklich einfach nur Pech“ ist im Normalfall auch nur pure Ironie.

Katachrese

Übersetzt bedeutet Katachrese „Missbrauch“ oder „Gebrauch über Gebühr“ und kann mehrere Bedeutungen haben. Oftmals wird dieses Stilmittel verwendet um eine begriffliche Lücke zu schließen, sei es bei der Benennung neuer Gegenstände oder der Konkretisierung von Begriffsbezeichnungen. Einfache Beispiele dafür wären das Fluss-Bett oder der Hand-Schuh.

Litotes

Litotes bezeichnet das Stilmittel der absichtlichen Untertreibung mit Hilfe der doppelten Negierung. Man verwendet das Gegenteil dessen, was man meint und schwächt es durch Verneinung ab. Dadurch entsteht eine scheinbare Schwächung der Aussage, bewirkt aber grundlegend eine Verstärkung. Beispielhaft dafür sind Aussagen wie „Ich war darüber nicht unerfreut“, die eigentlich „Ich freue mich sehr darüber“ bedeuten soll. „Es ist nicht so, dass ich keine Kenntnis darüber hätte“ wäre ebenfalls eine derartige Aussage, die eigentlich „Ich kenne das sehr gut“ meint.

Metapher

Hierzu haben wir einen extra Artikel: Metapher

Metonymie

Bei einer Metonymie wird wie bei einer Metapher ein Ausdruck ersetzt, diesmal allerdings durch einen aus demselben Sachbereich und mit realem Bezug zu diesem Ausdruck. Beispielsweise kann man sagen, dass man Kant liest anstatt zu sagen, man lese die Kritik der reinen Vernunft.

Periphrase

Periphrase bedeutet „Umschreibung“ und wird oft eingesetzt, wenn man bestimmte Ausdrücke vermeiden möchte, sei es, weil sie zu negativ belastet sind oder sie aus anderen Gründen unpassend sind. So spricht kein Manager gern von Personalabbau und betriebsbedingten Kündigungen, sondern verkündet eher eine personelle Verschlankung des Unternehmens.

Synonym

Die Verwendung von Synonymen ist die einfachste Art und Weise, Abwechslung in eine Rede zu bringen. Hierbei werden schlichtweg bestimmte Worte durch Bedeutungsgleiche ersetzt. Dadurch wiederholen sich die Begriffe nicht ständig und der Vortrag bleibt für die Zuhörer interessant. Beispiele wären die Verwendung von Unterkunft, Eigenheim oder Gebäude, statt immer nur „Haus“ zu sagen.

Die Tropen sind nur ein Teil der rhetorischen Mittel. Die vollständige Sammlung aller rhetorischen Mittel finden Sie hier: rhetorische Mittel

Letztes Update:  20. Juni 2022

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